Bericht: Sommertörn mit dem FLIEGENDEN STERN

(01.10.2019 DE) Mit unserem Enkel Fiete sind wir gestartet. Dank des ruhigen und warmen Sommerwetters verlief diese Uraufführung ruhig und ohne größere Aufregungen: Im Hafen von Stadersand wurden mit Kescher viele Insekten aus dem Wasser gerettet. .....

Auf dem am Tag darauf folgenden Törn nach Ivenfleth an der Stör gab es bei westlichem Wind Bft 4 schon mal Schräglage und Speed. Fiete hat es Spaß gemacht. Aufreger des Tages war aber der nachgeschleppte Klein-Schlepper TUGGI, der bei 5 Knoten Geschwindigkeit ganz prima über die Heckwellen hüpfte und bei jedem Hüpfer sein charakteristisches Tut-Signal von sich gab. 

Kleinere Aufregungen zog auch der in der Hafeneinfahrt und im Hafen von Ivensfleth reichlich aufgehäufte Elbschlick nach sich: Er ließ eine Einfahrt (des im Schlick festsitzenden FLIEGENDEN STERN) erst nach reichlicher Wartezeit zu und bremste dann im Hafen erneut. 

Ist das jetzt ein sterbender Hafen, fragen wir uns. Trotz der guten Lage, des schönen Spielplatzes und der Leihfahrräder? Diese Räder und unsere Flugdrachen ermöglichten jetzt einen eher „kindgerechten Hafentag“, bis die Eltern am Folgetag unseren und ihren Fiete wieder in die Arme schließen und abholen konnten.

Ablaufendes Wasser und eine steife westliche Brise bieten uns eine recht feuchte Kreuzerei nach Neuhaus an der Oste. Ein Vermessungsingenieur informiert uns dort aus erster Hand über die im Bereich der Medemrinne vollzogenen und geplanten wasserbaulichen Maßnahmen zur „Drosselung“ der Strömung in diesem Teil der Unterelbe, eine Teilmaßnahme im Zuge der Elbvertiefung. Ein Sperrgebiet ist dort jetzt eingerichtet.

Cuxhaven und Büsum waren dann nächste Stationen des Sommertörns: Nach Telefonaten waren hier wie dort erfreuliche Kontakte und Restaurantbesuche mit dort ansässigen Hamburger Freundinnen möglich.

Dann aber signalisierte uns unser cleveres Funkgerät deutlich eine Minderspannung im Bereich der (beiden) Verbraucherbatterien (eine zweite haben wir zum Gewichtsausgleich nach Motorwechsel wegen der Ballad-One-Design-Regel an Bord). Also nach Cuxhaven retour, wo gemäß telefonischer Nachfrage beim Schiffsausrüster zwei passende Marinebatterien auf uns warten und dann auch angeliefert werden. Eine so schöne Tide und ein so schönes Segelwetter wie an diesen Tagen hat die Elbmündung nicht immer zu bieten!

Das gute Segelwetter hält an, mit südöstlichem Wind können wir die Elbe verlassen (zeitweilig mit Spi!), Weser und Jade queren und dann nach 50 Seemeilen über die Otzumer Balje Spiekeroog erreichen. 

Wir finden einen gut gefüllten Hafen vor, aber für ein kleines Schiff findet sich (fast immer) eine Lücke und/oder Platz längsseits eines anderen Schiffes. Ein Hafentag erlaubt Provianteinkauf, Spaziergänge und Schwimmen im Hafen.

Fortgesetzt östlicher Wind schiebt uns am folgenden Tag aus der Otzumer Balje wieder raus auf die Nordsee und dann nach Norderney (das Watt hinter Baltrum erlaubt uns wegen unseres Tiefganges von 1,55 m auch bei Hochwasser keine sichere Passage). Auch Norderney ist gut frequentiert und belegt, wir finden aber schnell einen Platz mit hilfsbereiten Nachbarn.

Flaute und dann aufkommender Westwind mit der Aussicht auf schwierige Wattfahrwasser führen zu einem Hafentag und schließlich zum Verzicht auf die Weiterreise Richtung Ems. Stattdessen geht es retour Richtung Osten nach Langeoog. Wir treffen dort später ein als kalkuliert und müssen im Schlick auf die Flut warten, bevor wir einen Liegeplatz an der Steganlage erreichen können. Den folgenden Hafentag nutzen wir für eine Deichwanderung zum Naturpfad „Flinthörn“. Badepause am Strand und Restaurantbesuch passen auch noch in diesen Tag. 

 

Die nächsten Tage erlauben uns die Nutzung der Wattfahrwasser – immer an den markierten Birkenpricken entlang, aber immer mit sorgenvollen Blicken auf das Echolot und nur nach vorangehender Kalkulation nach Karte, Tidenkalender und Wasserstandsvorhersage: Es gelingt uns, ohne Grundberührung zuerst wieder Spiekeroog, dann Wangerooge und über die Minsener Balje Horumersiel an der Jade anzulaufen.

 

Über die Kaiserbalje (ungeklärt, warum die so heißt) gibt es ein Wattfahrwasser Richtung Weser und Fedderwardersiel. Von revierkundigen Seglern erhalten wir zu den Wassertiefen in dieser Balje und dem anschließenden Wattenhoch erstaunlich unterschiedliche Auskünfte. Wir vertrauen schließlich auf die Angaben von wattsegler.de und auf die Wasserstandsvorhersage bei DP 07. Bei unserer Passage können wir dann entspannt feststellen, dass hier tieferes Wasser als bei den bisherigen Touren im Watt vorhanden ist. 

Die Ansteuerung von Fedderwardersiel erweist sich allerdings als überraschend problematisch: Der Priel hat sich erheblich in nordwestlicher Richtung verlagert, dabei wohl mehrere Pricken weggespült – einige mussten angeblich bei der Kutterfischerei „dran glauben“. Mühsam tasten wir uns mit den verbliebenen Seezeichen und mit Echolot Richtung Yachthafen. Das Hochwasser gibt uns jedoch zusätzlichen Spielraum und passt auch zum Einlaufen in den reichlich verschlickten Dockhafen. 

 Ungenutzte Pfahlreihen und ungenutzte Liegeplätze weisen hier ebenso wie schon in Ivenfleth (Störloch) auf die sich verstärkende Verschlickungsproblematik (infolge der Fahrwasservertiefungen von Elbe und Weser) hin.

Wir beobachten einen Seehund, der sich bei fallendem Wasserstand im Dockhafen hat einsperren lassen. Hafenfahrräder geben uns am folgenden Hafentag einen erweiterten Aktionsradius in die weiten Außendeichsgebiete und an den Sielhafen. Während unseres Restaurantbesuches zieht ein Gewitter über den Ort. 

Wegen eines familiären Krankheitsfalles in Oldenburg und wegen des Sturmtiefes YAP in der Vorhersage entscheiden wir uns zu vorgezogener, rascher Heimreise.

Wegen der schwierigen Navigation bei der Ansteuerung geht’s schon vor  dem Hochwasser um 5.15 Uhr morgens los: Vorsichtiger Speed, erste Pricken werden bei „fast noch Dunkelheit“ mit Taschenlampe hinsichtlich ihrer Markierung (rot oder grün?) angeleuchtet, das Echolot gibt uns weitere Hilfe. Einheimische Segler hatten uns schon am Vorabend Hinweise zur Orientierung gegeben. Wir kommen klar und erwischen die erste grüne Fahrwassertonne, erleben den Sonnenaufgang über Bremerhaven und rauschen dann bei frischem Süd-Westwind aus dem Fedderwarder Priel in die Weser und weserabwärts an den Leuchttürmen Roter Sand und Alte Weser vorbei. Über die Nordergründe hinweg geht’s bis an die Tonnen des  Elbfahrwassers heran. Wir erleben gespannt den überaus differenzierten Wechsel der Tide in der Elbmündung.

Unter Scharhörn erleidet der Skipper einen Wespenstich im Halsbereich mit Schmerz und anhaltend dicker Beule.

Dann ein Missverständnis bei der Bake G: Rudergänger fragt Ausgucksperson in Lee sitzend: „Alles klar in Lee, kann ich weiter abfallen?“ Ausguck in Lee sieht die grüne Fahrwassertonne weit in Lee: „Alles klar, ausreichend Platz.“ Wenige Sekunden später rauschen wir knapp an der Bake vorbei. Der Rudergänger hatte diese als Kollisionsgefahr eingestuft, nicht die grüne Fahrwassertonne. Für den Ausguck war die Bake unter der Genua schon nicht mehr sichtbar und er bezog die Frage auf die grüne Tonne. 

Mangelhafte Kommunikation: Nur genaue Fragen führen zu guten und brauchbaren Antworten!

 

Regenschauer und Böen können uns jetzt bei mitlaufender Flut nicht mehr aufhalten. Erst in Wischhafen endet die rauschende Fahrt nach 67,2 Seemeilen. Leider ist das Fährhafenrestaurant mit Hochzeitsparty mal wieder komplett belegt, aber die Bordküche erlaubt noch, leckeren Salat und Dosenbrot zu genießen! Mit der Abendflut am 7. August können wir schließlich Wischhafen verlassen und den Törn nach Wedel absegeln. Eine Gewitterfront erwischt uns bei Abbenfleth gut vorbereitet: Diesmal können wir gut Kurs halten und die Böen in Speed umsetzen, aber noch in Wedel war alles schön nass (doch  immerhin entsalzen!).

Ein wetterbegünstigter und erholsamer Sommertörn endet nach 15 Segeltagen und 6 Hafentagen!

Unser Log hat dabei 347 zurückgelegte Seemeilen gemessen, unser GPS-Navigationsgerät 397 Seemeilen. Mitlaufende Tide erklärt die Differenz.

Uli Gebauer & Klaus Lange                                                                      Hamburg, 09.08.2019