Fahrtbericht der BellaDona

Von Barbara und Ulrich Förster erhielten wir gerade einen interessanten Segelbericht über einen Ostseetörn, der auch andere Club-Mitglieder animieren sollte, mal einen Bericht einzureichen.

Yacht: BellaDona
Heimathafen: Berlin
Beschreibung der Yacht (Typ): Albin Ballad
Segelnummer: G 1179
Crew : Barbara und Ulrich Förster

Reise vom 13.6.2002 (Abfahrt Berlin) bis zum 7.7. (Rückkehr Berlin

Reiseweg: Berlin über Stettin - Swinemünde - Nexö (Bornholm) - Gudjem (Bornholm) - Hanö - Simrisham - Stettin wieder nach Berlin.

Fahrttage 7 - Hafentage 12 (von / bis Stettin)
Zurückgelegte Strecke: insgesamt 585 sm (von/ bis Berlin), 380 sm (von / bis Stettin) unter Segel: 189 sm unter Motor 191 sm (jeweils von / bis Stettin)

Grundsätzlich verlaufen unsere Segelreisen, da terminlich stark eingeschränkt, nach der Maxime "der Weg ist das Ziel", wobei die Wettersituation und die Mittelfristvorhersage an bestimmten Wege- / Entscheidungspunkten den Verlauf bestimmen.

Im Groben war geplant, ab Stettin zunächst nach Swinemünde und dann nach Bornholm/Ostküste zu gehen, von dort Öland links rum und über Bornholm wieder zurück. Dies hätte den Vorteil, am Anfang des Törns zwei lange Schläge zu haben und dann "geruhsam" mit dem Besuch zahlreicher Häfen im Kalmar - Sund zurücksegeln zu können.

Nach der Ausrüstung der Yacht für die See, Aufnahme von Diesel und Wasser wurde der Mast gelegt und am 13. Juni 2002ging es dann endlich los.

Die Fahrt über die Kanäle und Oder verlief unproblematisch und routiniert, so dass wir am 14.6. abends in Stettin festmachen konnten. Am nächsten Tag wurde der Mast gestellt und die Yacht seeklar gemacht. Die Wetterlage sah für die nächsten beiden Tage günstig aus, später sollten jedoch Gewitter aufziehen und so beeilten wir uns, nach Swinemünde zukommen. Die Fahrt über den Damschen See, Oder und Haff verlief bei 2 - 4 aus West und blauen Himmel so richtig zum Eingewöhnen. Aufgrund der vielen Stellnetze mußten wir den einen oder anderen Schlag zurück machen, kamen jedoch gegen Abend gut gelaunt in Swinemünde an.

Von der Wettervorhersage gab es nun zwei Möglichkeiten, die uns beide nach Bornholm bringen konnten: Die "sanfte Tour" mit zunächst W um 4, später umlaufend 2, oder die "sportliche Variante" mit SW 5 und Gewitterböen für den übernächsten Tag. Wir entschieden uns für die "sanfte Tour". Dies brachte uns zwar bis Mittag wunderschönes Segeln, aber danach spiegelglatte Ostsee, so dass uns der Diesel bis nach Nexö schieben musste, nicht schön, angesichts der begrenzten Zeit aber notwendig.

Letztlich deutete sich in Swinemünde durch die Großwetterlage schon an, dass es mit unserem Törn rund Öland wohl nichts werden würde. So legten wir in Nexö zunächst einen Hafentag ein und verholten uns dann nach Gudjem, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Hier liegt man wunderbar geschützt, so dass der Westwind, der uns mit acht Windstärken zu einem weiteren Tag Bleiben zwang, nichts aus machte. Mittlerweile deutete sich eine Wetterlage an - stabiles Skandinavienhoch, Tiefdruckgebiete wie auf der Perlenschnur südlich durchziehend, mit den dazugehö-rigen Begleiterscheinungen Starkwind und Gewitter- die unsere ursprüngliche Absicht in Frage stellte. Wir beschlossen daher, zunächst nach Hanö zu gehen und dort weiter zu entscheiden. Bei wenig Wind fuhren wir unter Motor los und kamen mit schließlich bei 5 Bft. aus S auf Hanö an. Ein wunderschöner Schlag auf eine wunderschöne Insel. Es ist für uns kaum nachvollziehbar, weshalb Hanö so einen zwielichtigen Ruf genießt. Es war allerdings Sommersonnewende und der Hafen war voll, als dritte im Päckchen fanden wir jedoch einen sicheren Platz. Dies war auch dringend nötig, denn der Wind nahm ständig zu bis er am nächsten Tag in Böen bis zu 9 Bft. blies, zudem dreht er weiter nach rechts, so dass der Schwell bald in den Hafen stand. Bei den Heckan-kerliegern herrschte bald Zustand. - Die Wetterlage stabilisierte sich ab jetzt fast für den Rest unseres Törns: Ständig Starkwindwarnung mit Schauerböen aus südwestliche Richtungen. Es war absehbar, dass dies für einige Zeit auch so bleiben würde. Wenn wir in den Kalmar - Sund segeln würden, würde die rechtzeitige Rückkehr problematisch werden. Sehnsuchtsvoll schauten wir daher den Yachten nach, die trotzdem Richtung Norden entschwanden. Wir nutzten die nächste Gelegenheit, die sich uns am 25. Juni ergab. Bei West 5 verholten wir uns nach Simrisham. Dieser Schlag verlief bei einer See um 1,50 bis 2m recht sportlich und so konnten wir gegen 17.00 in Simrisham fest machen. Und da blieben wir dann aufgrund des Wetters bis zum 2. Juli. Einerseits war die Stimmung mit den anderen Yachties, denen es genauso ging, wunderbar, andererseits ner-vig, da man im sicheren Hafen die Situation draußen, noch dazu in Lee, nicht wahrnahm. Yachten, die trotzdem versuchten, um "die Ecke rum" nach Ystadt zu kommen, sahen wir meist nach eini-gen Stunden wieder zurückkommen. Wir machten uns also mit dem Gedanken vertraut, unser Boot in Simrisham zu lassen und mit dem Zug nach Hause zu fahren, um es dann später den abzuholen. Die Urlaubszeit war um, wir mussten am 8. Juli wieder in Berlin sein und das Sicherheitspolster war aufgebraucht.

Für den 3. Juli ergab sich beim Wetter ein "Fenster": Starkwindwarnung gab es keine, der Wind sollte mit 5 Bft. aus SW - S wehen. Für die folgende Nacht wurde sogar SE 4 angesagt, der jedoch auf SW drehen und wieder zunehmen sollte. Diese Chance wollten wir nutzen, wir beschlossen, gegen acht Uhr auszulaufen, so weit Richtung Süd zu gehen wie es ging, später den SE zu nutzen, und unter der polnischen Küste ggf. nach Swinemünde zu motoren.. Falls es Probleme gab, wollten wir unser Boot auf Bornholm lassen und es später abholen. Diese Rechnung ging auf. Bei Wind aus S, 5 Bft. und einer mächtigen Welle hatten wir gegen Mittag Hammerodde links voraus. Wir fielen etwas ab, um östlich an Bornholm entlang zu segeln in der Hoffnung, abends den SE Wind zu erwischen. Dies war zwar ein Umweg, konnte uns aber einen schönen Anlieger nach Swinemünde bringen. Und so kam es dann auch. Im Schutz der Insel segelten wir entspannt Richtung Süden. Wider Erwarten stand südlich Bornholm nur eine mäßige See, der Wind drehte langsam aber stetig auf SE und wir hatten bei 3-4 unseren Anlieger. Leider ließ der Wind auch stetig nach, so dass wir gegen 21.30 Uhr den Motor anwerfen mussten. Die Nacht war eine der unheimlichen Sorte: Nieselregen, niedrige Wolken, Kimm verschwommen, Restdünung, gewaltiges Wetterleuchten.

Gegen 1.40 Uhr beobachteten wir Backbord querab kurz über der Kimm mehrere Seenotraketen. Erst jetzt bemerkten wir an uns, wie sehr die Konzentration nach 16 Stunden Segel trotz Wachpausen nachlässt, denn erst wollten wir es gar nicht wahr haben. Wir nahmen die Peilung auf indem wir direkt drauf zuliefen. Was tun? Über UKW meldeten wir uns bei Lyngby Radio und gaben die Seenotmeldung mit unserem Standort und der Peilung weiter. Wir stellten unseren Motor ab, horchten und beobachteten noch eine Weile und nahmen dann in Absprache mit Lyngby Radio aber wieder unseren Kurs auf. Gesehen haben wir nichts mehr, die müssen alles verschossen haben was sie hatten. Wir kamen uns hilflos vor.

Der Frühwetterbericht um 6.40 Uhr versprach uns zwar SE mit 3-4, es blieb jedoch zunächst bei einer milden Brise, die jetzt aus N wehte. Da es nachmittags wieder auf 6 - 7 zulegen sollte, beschlossen wir gleich weiter nach Stettin zu segeln. Gegen 8.00 passierten wir nach 24 Stunden den Zoll in Swinemünde, und motorten durch die Kaiserfahrt. Das Haff empfing uns mit einem wunderbaren Segelwind, der ab Ziegenort jedoch mächtig zunahm und uns kräftig Oder aufwärts schob. Vor der Einfahrt in den Damschen See nahmen wir die Segel weg, da Wind von vorn. Hier bekamen wir zum Abschluss noch einmal Gewitter und Böen bis 7. Gegen 15.00 machten wir dann nach 380 sm müde, nass aber ohne Schäden für Boot und Mannschaft nach einer ungewöhn-lichen Reise in Stettin wieder fest. Alles Weitere verlief problemlos, so dass wir am 8.7. wieder an unserem Arbeitsplatz stehen konnten.